Wie Krebsbetroffene und deren Familien zusammen halten

Krebs in Familie und Partnerschaft: Unterstützung für Angehörige von Krebserkrankten

Eine Krebserkrankung trifft immer auch das nahe Umfeld der Betroffenen. Als Angehöriger sind Sorgen und Ängste sowie körperliche und psychische Belastungen zu einem Teil Deines Alltags geworden:

  • Wie kann unser Leben weitergehen?
  • Was wird aus unseren Zukunftsplänen?
  • Wie soll ich helfen?

Für den Betroffenen möchtest Du eine verlässliche Stütze sein. Die eigenen Bedürfnisse treten in dieser Zeit meist in den Hintergrund.
Früher oder später fühlst Du Dich mit dieser Situation vielleicht überfordert.

Wie und wo Du als Angehöriger eines Krebserkrankten Hilfe und Unterstützung finden kannst und wieso diese Selbstfürsorge so wichtig ist, möchte ich dir im folgenden Artikel erläutern.

„Ich muss stark sein“ – So finden Angehörige Krebserkrankter Hilfe und Entlastung

Die Begleitung und möglicherweise sogar die Pflege eines Krebserkrankten ist eine besondere Lebenssituation, die durchaus mehrere Monate oder Jahre bestehen kann. Angehörigen fällt es oftmals schwer, auch die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Gerade in länger andauernden Belastungssituationen ist Selbstfürsorge unerlässlich. Denn, Entlastung zu finden sowie Deine Kräfte und Ressourcen regelmäßig aufzutanken, hilft letztendlich nicht nur Dir selbst, sondern auch dem Erkrankten, für den Du sorgst.

Einige Tipps und Hilfestellungen, die Dir Unterstützung bieten können, möchte ich an dieser Stelle gerne mit Dir teilen:

Höre dem Krebserkrankten zu und lerne seine Bedürfnisse kennen

Vor allem die Zeit kurz nach einer Krebsdiagnose ist von großen Unsicherheiten und Ängsten geprägt. Sorgen und Gefühle der Hilflosigkeit belasten hier nicht nur die Krebsbetroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen. Gerade in dieser ersten Phase der Erkrankung bist Du vielleicht besonders unsicher, was Du tun und wie Du helfen kannst.

Wertvolle Unterstützung zeigst Du bereits dadurch, dass Du deinem erkrankten Partner bzw. betroffenen Familienmitglied aufmerksam zuhörst. So erkennst und berücksichtigst Du seine Bedürfnisse, die je nach Phase der Erkrankung anders sein können.

Sprecht miteinander, um gemeinsam herauszufinden, wie und wo Deine Hilfe gewünscht und sinnvoll ist. Vielleicht kannst Du kurz nach der Diagnose Informationen sammeln, Ärzte und Therapiemöglichkeiten recherchieren oder im Alltag vor allem organisatorisch zur Seite stehen?
Dabei sollte die Selbstbestimmung des Krebserkrankten immer im Mittelpunkt stehen. Respektiere seine Entscheidungen und begleite ihn auf seinem Weg. Habt ihr zusammen Unterstützungsmöglichkeiten und auch Freiräume bestimmt, kann das bereits eine große Entlastung für Dich bedeuten.
Um bestmöglich füreinander da zu sein, ist eine klare und offene Kommunikation also sehr wichtig. Doch in Belastungssituationen können offene Gespräche besonders schwierig sein und finden so oftmals nur sehr eingeschränkt statt. Krebsberatungsstellen oder psychoonkologische Beratungsangebote können Dich bzw. euch professionell begleiten.

Mache Dir Deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst und nimm diese ernst

Angst, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Wut – eine Krebsdiagnose weckt unzählige Emotionen, die unweigerlich Teil des Alltags der Betroffenen und ihrer Angehörigen werden.

Damit diese Gefühle Dich nicht überwältigen und vielleicht sogar handlungsunfähig machen, ist es wichtig, dass Du Dich mit ihnen auseinandersetzt. Sei ehrlich gegenüber Dir selbst und benenne deine Ängste, Sorgen aber auch Wünsche und Bedürfnisse klar.

Zukunfts- oder Verlustangst, Überforderung und Schuldgefühle sind weder richtig noch falsch. Bewerte Deine Gefühle also nicht, sondern mache sie Dir bewusst. So ist es für Dich leichter, Deine Emotionen und Stimmungen zu kontrollieren und körperliche wie auch psychische Warnsignale wahr und ernst zu nehmen, um Dir rechtzeitig Hilfe suchen zu können.

Setze Grenzen und schaffe Dir Freiräume

Um Dich in dieser herausfordernden Lebenssituation nicht permanent zu überfordern, denke daran, auch für Dich selbst zu sorgen. Am besten gelingt das, indem Du Dir regelmäßige Auszeiten nimmst, um Deine eigenen Kräfte und Ressourcen immer wieder zu aktivieren.

Oftmals ist das jedoch leichter gesagt als getan. In Deinem Alltag trägst Du aktuell sehr viel Verantwortung. Stellt sich schnell ein schlechtes Gewissen ein, sobald Du Dir Zeit für Dich nimmst? Fühlt es vielleicht sogar egoistisch an?
Sei ganz beruhigt, diese Gefühle und Fragen sind völlig normal.

Reserviere Dir bewusst Zeit, die für Dich bestimmt ist. Tue Dir selbst etwas Gutes, gehe Deinen Hobbies nach und pflege soziale Kontakte. Das alles sind Aktivitäten, die Du Dir ganz ohne Schuldgefühle erlauben darfst, denn sie stärken Dich und Dein (mentales) Wohlbefinden. Zusätzliche Entlastung kann dir auch Hilfe aus deinem Umfeld geben. Nimm diese also ruhig an.

Suche den Austausch mit „Gleichgesinnten“

Neben all den Dingen, die Du für Dich selbst tun kannst, kann es sehr wohltuend sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die besonderen Herausforderungen und die damit verbundene Belastung einer Krebserkrankung geben Betroffenen und Angehörigen schnell das Gefühl, mit ihrer Situation allein zu sein.

Im Austausch mit anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, stellt man meist schnell fest: „Ich bin nicht allein, denn anderen geht es auch so wie mir“.

Selbsthilfegruppen geben Dir die Möglichkeit, Deine Gefühle zu teilen und mit Deiner Belastung nicht allein gelassen zu werden. Das gegenseitige Verständnis, die Unterstützung und Ermutigung können Dir Kraft und Zuversicht schenken. Die Erfahrungen anderer Krebserkrankter und Angehöriger bieten Dir vielleicht sogar neue Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen.

Finde Halt und Entlastung in der psychoonkologischen Beratung

Nicht immer können oder wollen Angehörige Krebserkrankter mit anderen Betroffenen, oder in einer Selbsthilfegruppe, über ihre persönlichen Herausforderungen und Ängste sprechen. Fühlst Du Dich in diesem Rahmen nicht wohl, wünschst Dir aber dennoch Unterstützung von außen, sind Einzelgespräche mit einem psychoonkologischen Berater eine wertvolle Alternative.

Die psychoonkologische Beratung, wie ich Sie auch in meiner Praxis anbiete, öffnet Dir einen sicheren Raum, in dem Du Deine Gefühle und Sorgen ausdrücken kannst. Auch schwierige Themen, die Du mit Deiner Familie, Deinen Freunden oder Deinem Partner nicht ansprechen kannst, finden hier Platz.

Manchmal ist es leichter, Themen wie die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit, den Sinn des Lebens oder das Bedürfnis nach Sexualität, einer außenstehenden Person anzuvertrauen. Gespräche mit einem ausgebildeten psychoonkologischen Berater helfen Dir, Ängste und Hilflosigkeit zu bewältigen. Sie schaffen Entlastung, beugen emotionaler Erschöpfung vor und geben Dir Impulse, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen.

Durch diese Unterstützung findest Du Halt und hast die Möglichkeit, Dich und Dein Wohlbefinden langfristig zu stabilisieren.

Sorge wohlwollend für Dich

Auch wenn Deine Aufmerksamkeit vor allem auf den Bedürfnissen des Krebsbetroffenen liegt, darfst Du Deine eigene Belastung anerkennen. Auch für Dich ist diese Lebenssituation mit physischen sowie psychischen Herausforderungen verbunden.

Es ist gerade bei länger andauernden Belastungssituationen wichtig, auch die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Wenn Deine persönlichen Aktivitäten zur Selbstfürsorge nicht mehr ausreichen, bietet Dir Hilfe von außen – durch Freunde, Familie, Selbsthilfegruppen oder psychoonkologische Beratungsangebotezusätzlichen Halt.

Ich bin für Dich da!

Quellen:
Deutsche Krebshilfe: Die blauen Ratgeber – Hilfen für Angehörige
Krebsliga: Krebs trifft auch die Nächsten

Andreas Bergmann Logo

Diplom-Sozialpädagoge
Psychoonkologischer Berater
Friedrichstrasse 25c
01067 Dresden

Ab Bahnhof Mitte 5 Min. Fußweg